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DEUTSCHE FLAGGE auf Halbmast

24.07.2024

Die vormals hohe Qualität der Sicherheit an Bord

hat nachgelassen.

Im Ranking der Hafenstaatkontrollen ist sie,

unsere Flagge,

auf Platz 21 abgerutscht!


Das alarmiert auch das Bundesverkehrsministerium und seine zuständigen Behörden. Noch mehr betroffen sind die noch wenigen Reeder, die an der "Deutschen Flagge"  festhalten und bisher ein Zeichen für fahrende Qualität auf See darstellten.

Gut, die Einsortierung dieser Tabelle hat 3 Stufen.

Eine "Weiße Zone" für Schiffe die weniger auffällig waren, die "Graue Region" nimmt Schiffe auf, die durchschnittlich immer irgend etwas zu verbessern haben und erst die letzte Liste, die "Schwarze", beherbergt die wirklichen "Totenschiffe". 


Aus dieser Statistik kann man auch erkennen, woher unsere Globalseeleute an Bord deutscher Schiffe stammen, welche Motivation sie mitbringen, was sie gewohnt sind und wie sie vielleicht ausgebildet wurden, unter welchen Bedingungen sie die Nationale Seefahrt für sich selber erfahren haben, sich gewöhnt haben könnten.


Und bedenken wir eines: deutsche Schiffe führen meist nicht die deutsche Flagge am Heck, sondern viel häufiger eine noch wesentlich schlechtere Flagge aus der Grauen Region z.B..


Also, um es deutlich zu sagen, wir reden hier über knapp 250 Schiffe unter deutscher Flagge und mit einem deutschen Heimathafen am Heck.

1800 Containerschiffe laufen für den VDR, nur die 250 davon benenne ich gerade. Die große Rest-Masse wäre viel interessanter!


Meine Tabelle hebt beliebte Flaggen hervor, unter denen auch ich zur See gefahren bin, außer die ersten 2 nicht, die Testsieger:


1. Dänemark

2. Niederlande


10. Bahamas

12. Zypern

18. Bermuda

20. Malta (auch viele Kreuzfahrtschiffe)


21. Deutschland


30. Liberia

35. Antigua


Achtung, das Mittelfeld beginnt jetzt:


51. Schweiz! (das Bankenland)

52. Philippinen (Schwerpunkt Besatzungen für deutsche Reeder)

55. Panama (beliebte Flagge)


********************


Die USA kontrolliert auch gerne Schiffe in ihren Häfen, kommen aber zu einer ganz anderen Statistik. Ihre Tabelle beginnt so (die Top 10):


The top 10 flag states by registered tonnage are: 


Panama, Liberia, Marshall Islands, Hong Kong, Bahamas, Singapore, Greece, Malta, China and Cyprus.


Diese Flaggen werden normal kontrolliert, haben kaum Probleme, sind mit einem Bonus belohnt.

Erst ab Platz 11 werden schärfere Kontrollen angesetzt.

Und die deutsche Flagge (z.B. auch für Hapag-Lloyd) muss immer mit schärferen Kontrollen und Verzögerungen in ihrem Fahrtgebiet USA rechnen. Ärgerlich aber wahr.


Wieso sind nicht unsere ersten 10 identisch dort unter den Top 10?


Gibt es etwa Unterschiede bei den Anforderungen und Kontrollen selber?


Hier die USA Informationen für Sie, wenn gewünscht


Viel Spaß beim schmökern, tolle Fotos und Infos aus der 

Statistik 2022 liegen dort vor.


USCG Statistik 2021


USCG Statistik 2022


********************

 

All diese Flaggen beheimaten zum größten Teil dieselben Seeleute aus ASIEN und aus OSTEUROPA, INDIEN usw..


Können die Dänen und Holländer besser mit denen Schiffe instand halten als wir?

Oder liegt es an Ausrüstung und Know How der Schiffsbetreiber, den Reedern?

Haben wir damit den wirklich Verantwortlichen entdeckt? Ist sein System nicht in Ordnung, ist sein Billiglohnsegment schuld?

Die Ausbildung ist doch vereinheitlicht worden, für alle Reeder gemäß STCW.

Bisher galt:


Schiffe unter deutscher Flagge waren weltweit anerkannt, hatten fast immer einen guten Ruf was deren Sicherheit, den naut. - und technischen Zustand betraf, Sauberkeit und Arbeitsschutz waren eine Voraussetzung für die allgemeine Sicherheit. Auch investierten die Reeder in Maintenance und Unterbringungsniveau der Mannschaften, stellten qualifiziertes Personal ein, sorgten für eine Bezahlung nach dem geltenden Tarif um das Personal langfristig zu binden und zu schulen.


Hafenstaatkontrollen, oder abgekürzt PSC (Port State Control) Controls, wurden nicht selten mit Bravour gemeistert. 

Oft waren diese "Kontrolleure", die meist unangemeldet die Schiffe weltweit aufsuchen, schon auf der Gangway davon überzeugt, dass an Bord solcher Einheiten alles in Ordnung sein müsse.


Oft war es so. Vertrauen in die deutsche Flagge lag vor, erst recht was die Dokumentation des Ganzen betraf.


"Oh Captain, German Flagg, German Crew and German Certificates!"

"Alles klar!"


So klang es oft und diese Kontrollen dauerten meist nicht sehr lang, Besichtigungsbericht abgezeichnet, in die Schiffspapiere eingetragen und dann noch einen Kaffee oder Eis und weg zum nächsten Dampfer.


Etwas anderes erwarteten die Reeder auch nicht, da war es bei der Hamburg-Süd, bei Hapag-Lloyd, MAERSK oder CMA CGM immer derselbe Anspruch:


Gut gepflegt, gut geschult und keine Mängelliste.

War es einmal doch anders, dann musste man eine gut begründete Erklärung parat haben.


Schiffe können eben auch Überraschungen parat haben und Fehler können entstehen, einschleichen sollen sie sich aber nicht. Sie bemerken und beseitigen, dass ist eine der Aufgaben der Besatzung.


Dem PSC Control-Officer lieber gleich sagen wenn etwas nicht 

funktioniert, auch das schafft Vertrauen.

Gute ausgebildete Besatzungen, die sich an Bord auskennen, sind mindestens die halbe Miete.

Wehe es können keine Antworten auf Fragen der Kontrolleure gegeben werden wie diese:

Sorry Sir, I don´t Know


Das gibt Minuspunkte im Protokoll, das bekommt der Kapitän und der Reeder zu spüren. 

Eine gute Crew ist trainiert, identifiziert sich mit Job und Schiff.

Dann klappt es auch, meistens jedenfalls.


Wenn das eigene Sicherheitssystem allen geläufig ist und sichtbar umgesetzt wurde, hatte das Schiff gewonnen.


Aber leider habe auch ich es erfahren müssen, dass nicht alles an Bord 100%ig in Ordnung war. Häufig fing es mit der Sauberkeit an, das Tragen von Sicherheitsausrüstungen war nicht an der Tagesordnung, oder Verfallsdaten der Sicherheitsausrüstungen oder der Medikamente bis hin zum Proviant waren abgelaufen.


Dann stank es schon zum Himmel. Das musste baldigst geändert werden.

Oft fuhr ein  Reeder aber auch auf "billig", bestellte nur mit Verzögerung Dinge, die erneuert werden sollten. 

Dafür ließ er sich dann gerne "Verlängerungen" von den Aufsichtsbehörden in die Schiffspapiere schreiben, dann hatte man mehr Zeit, um Geld ausgeben zu müssen.

Es wurde unübersichtlicher in den Papieren. Dort saßen jetzt die Inspektoren länger beim Kapitän im Office und suchten und prüften, ob sie nicht doch noch einen gravierenden Mangel finden können.


Auch kamen die Billigsegment-Manager dazu mit den unterbezahlten Besatzungen und deren viel zu langer Verweildauer, Dienstzeit, an Bord.

Qualitäten gingen auch damit verloren, aber nicht nur.


Denn mittlerweile ist von der Qualität unter deutscher Flagge, bis eben auf wenige, nicht mehr viel zu sehen. 

Darum nun dieser Absturz in der Tabelle. Auch wenn es nach USA im Fahrplan gehen soll aufgepasst, für die ist es mittlerweile ein Grund mehr, gerade Schiffe unter deutscher Flagge aufzusuchen, zu kontrollieren. Schlecht für HAPAG & Co..

Die leiden drunter, keiner mag Kontrollen, auch solche nicht, die erfolgreich verlaufen.


Sie stören den Bordbetrieb ja, aber leider sind sie auch bitter nötig.

Ansonsten würden die Reeder wahrscheinlich kaum in Sicherheit investieren, man muss sie immer wieder dazu zwingen. Das fing mit der TITANIC an, zugelassen und zur See geschickt ohne ausreichende Sicherheitsausrüstung für alle Personen an Bord zu haben. 

Unsinkbar sollte das Schiff ja sein. Denkt man auch heute noch:

so ein Schiff kann doch nicht unter gehen, oder?

Muss denn immer erst etwas passieren damit gegen gesteuert wird, hinterher?

Ein Blick zurück in die Geschichte lässt gemachte Erfahrungen zu.


Und jetzt läuft eine Aktion, um der deutschen Flagge wieder einen besseren Platz in der Hitliste der Hafenstaatkontrollen einzuräumen,

die verloren gegangen Qualitäten sollen zurück an Bord. Gilt das auch für ausgeflaggte, von Deutschland aus betriebene, Schiffe? 

Übrigens die Mehrzahl "unserer" Einheiten?


BG Verkehr hat sich darum zu kümmern und hat ein Angebot unterbreitet. Nur für unter deutscher Flagge fahrende Schiffe. Die Dienststelle Schiffssicherheit besucht alle möglichen Schiffe und führt die PSC durch.


Mit typischen Checklisten Know How sollen in Zukunft vor Überprüfungen

den Besatzungen eine bessere Vorbereitungszeit eingeräumt werden!

Man spielt mit offenen Karten, was man wie prüfen will.


Bisher sorgten für die Qualitäten an Bord eine gute Ausbildung, gute Leute, gute Tarife und Einsatz für das jeweilige Schiff für eine erfolgreiche Reise. Die Basics der Seemannschaft gaben das her.

Und natürlich der finanzielle Rahmen des jeweiligen Reeders.


Nun muss/soll anhand von Checklisten nachgeschult werden, um die Überprüfungen zu schaffen.


Das wäre beinahe so, als wenn Sie Ihr ABI machen sollen und sie bekämen vorab die Problemstellung mitgeteilt. Nur noch ankreuzen und fertig.

Prüfung leicht gemacht.


Hier finden Sie die Check-Listen


Bitte bedienen Sie sich. Es kommen sicher noch mehr dazu.


Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr steht voll dahinter.

Aha, daher weht der Wind, Chefsache. 

Vorschrift oder Hilfe?

Hilfe ja aber doch auch Vorschrift wenn man alles schaffen kann und soll.

Dann her mit den Checklisten und durcharbeiten, wozu noch die langen Ausbildungswege und Zeiten?


Short & Sweet & Billig


geht doch!

.

Ich habe diese Checklisten verglichen mit meinen Unterlagen. Ich finde sie alle wieder, sie sind abgekupfert aus den ISM Code, denn:


"Der ISM-Code schreibt vor, dass ein System für die Organisation von Sicherheitsmaßnahmen, auf englisch: Safety Management System, kurz: SMS, zu unterhalten ist. Dieses Sicherheitskonzept muss in einem Handbuch (elektronisch oder in Papierform), dem Safety Management Manual, dargestellt sein."


Und solch ein System muss an Bord implementiert sein, von dem Jahr 2000 an. Es sollte Routine sein. Was läuft hier falsch?


Komisch ist nur, dass es anscheinend Schiffe unter deutscher Flagge getroffen hat.

Was ist denn nur passiert?

Wie kommt das wohl?

Entweder taugt der Nachwuchs nichts mehr oder aber die Ausbildung, bis hoch in die Führungsebene, ist dort denn alles verblödet und spielt mit seiner eigenen Sicherheit auf See?

Anders kann ich das leider nicht sagen.


Ja und ich kann das bezeugen, es ist teilweise so.

Ein paar Fotos dazu von mir und ich habe viele davon auf Lager:


Hier würde die Mängelliste gewaltig ausfallen, zu einem "Festhalten", einem Auslaufverbot aus Sicherheitsgründen, führen.

Und das wäre genau richtig.


Zusätzliche empfindliche Geldstrafen für Schiff und Reeder on top,

dann bekommt man die Kurve.


Wie dumm  kann man nur sein, seine und anderer Menschen Sicherheit und Leben aufs Spiel zu setzen?


Ist das Bequemlichkeit oder Faulheit?


Check-Listen sind gut

aber

Wissen und Know- How

sind besser,

egal von welcher Nationalität.


Ein Beispiel für den Verfall der Sitten.



Ein kleiner Gedanke beschleicht mich aber dabei:


ist die Check-Listen-Weitergabe nun  gut für die Qualität an Bord

oder aber

ist sie gut für die Kontrolleure der PSC?


Ich hatte ja schon den fehlenden deutschen Nachwuchs überall im System begründet bemängelt.

Auch ist sein Ausbildungsstand im Vergleich nicht mehr High Level.


Und aus dem deutschen Bestand der "Nautiker und Techniker auf See" kommen sie noch, 

die Kontrolleure der BG Verkehr.


Aber er kann ja lernen die Check-Listen anzuwenden.


Jeder kann das, sind übrigens in englischer Sprache.


Zumindest dann "Ready" für den nächsten EU-Bürger-Kontrolleur,

weil keine Deutschen mehr Nautiker oder Techniker zur See werden wollen/sollen?


Dann EU-Nautiker als Kontrolleure auch bei uns, bei BG-Verkehr?


Dazu schrieb mir gerade ein Mann vom Fach folgendes:

ich zitiere....


 

"In Nordeuropa können wir noch froh sein, dass die PSCO (Port State Control Officers) einen naut./techn. Background haben.

 

In Südeuropa macht dass das Militär und die haben nur Checklisten auswendig gelernt ohne Sinn und Verstand.

Da kommen dann mögliche, gefährlich Mängel und Festhaltung zustande, die völlig unberechtigt sind.

 

In Nordeuropa wissen die Inspektoren, was sie schreiben und können es auch begründen und verteidigen, müssen wir sogar, denn jeder Kapitän/Reeder/Flaggenstaat hat die Möglichkeit fragwürdige PSC-Mängel erneut zu betrachten und ggf. sogar zu löschen.

 

Wenn es zu große Differenzen zwischen Schiff und PSC kommt (z.B. Rechtstreit), dann wird der PSC Report den anderen PSC- Mitgliedsländern vorgelegt, zur Sichtung und Beurteilung."

Denn sie wissen nicht mehr was sie tun.


Unser Know-How geht bald völlig flöten


Übrigens, ich behaupte folgendes:


In Berlin interessiert sich kaum jemand dafür.



Und hier eine Klarstellung vom Verband Deutscher Reeder zum Schluss! 


 "Warum der Begriff „Billigflaggen“ falsch ist"


 !!!   Aber dazu etwas aus der Praxis   !!!

(ach du Sch.... / Reederfürsorge?)

aus der HANSA vom 25.07.24 ©


Aber hier von der ITF eine Info dazu:


Und unter Ver.di / iTf findet man das:




Alles unklar?



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